Feedback neu gedacht – Drei Modelle für mehr Tiefe und Wirksamkeit

Feedback ist weit mehr als blosse Rückmeldung. Richtig eingesetzt dient es als zwischenmenschliche Brücke. Es ist ein mächtiges Werkzeug zur Stärkung von Beziehungen, zur persönlichen Entwicklung und zur Entfaltung des eigenen Potenzials – beruflich wie privat. In diesem Artikel verbinde ich drei bekannte Modelle miteinander, um Feedback aus einer neuen, ganzheitlichen Perspektive zu betrachten:
A) die logischen Ebenen nach Robert Dilts,
B) die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg und
C) das Modell des erfüllten Lebens nach Friedemann Schulz von Thun.
Gemeinsam zeigen sie, wie Feedback auf unterschiedlichen Ebenen wirken kann – kognitiv, emotional und existenziell.
→ Am Ende des Blogartikels finden Sie zusammenfassend ein Booklet zum freien Download.
A) Die logischen Ebenen nach Robert Dilts – Feedback mit Tiefenwirkung
Robert Dilts beschreibt in seinem Modell verschiedene Ebenen des menschlichen Erlebens und Handelns, die bei Feedbackprozessen eine wichtige Rolle spielen:
1. Umwelt – Wo bin ich? Mit wem?
2. Verhalten – Was tue ich
3. Fähigkeiten – Was kann ich?
4. Werte und Überzeugungen – Was ist mir wichtig?
5. Identität – Wer bin ich
6. Spiritualität / Zugehörigkeit – Wofür bin ich da?
Warum sind die logischen Ebenen nach Dilts für das Feedback relevant?
Feedback kann auf jeder dieser Ebenen ansetzen – doch je höher die Ebene, desto tiefer die Wirkung. Ein Kommentar auf der Verhaltensebene („Sie haben das Meeting gut moderiert“) wirkt anders als eine Rückmeldung zur Identität („Ich schätze Sie als eine verlässliche und inspirierende Führungskraft“).
Gutes Feedback macht bewusst, auf welcher Ebene man spricht – und vermeidet, tiefere Ebenen (z. B. Identität) ungewollt negativ zu berühren, wenn nur Verhalten gemeint ist.
📌 Beispiel eines Feedbacks nach den logischen Ebenen
Nachfolgend finden Sie für jede Ebene ein konkretes Feedback-Beispiel:
1. Umwelt:
„Die Atmosphäre im Raum war angenehm und ruhig – das hat das Meeting positiv beeinflusst.“
2. Verhalten:
„Sie haben das Meeting klar strukturiert und alle Teilnehmenden aktiv einbezogen.“
3. Fähigkeiten:
„Mir ist aufgefallen, wie gut Sie es schaffen, auch bei kritischen Themen den Überblick zu behalten und lösungsorientiert zu moderieren.“
4. Werte und Überzeugungen:
„Man spürt, dass Ihnen Fairness und Beteiligung wichtig sind – das motiviert das ganze Team.“
5. Identität:
„Ich erlebe Sie als jemanden, der Verantwortung übernimmt und dem Menschen am Herzen liegen.“
6. Spiritualität / Zugehörigkeit:
„Durch Ihre Haltung und Ihr Engagement tragen Sie wesentlich zur Unternehmenskultur bei und geben dem Team Sinn und Orientierung.“
Dieses Beispiel zeigt, wie unterschiedlich Feedback klingen kann, je nachdem, auf welcher Ebene es gegeben wird. Je höher die Ebene, desto wirkmächtiger – und auch sensibler. Es ist daher wichtig, bewusst zu wählen, welche Ebene angesprochen werden soll – besonders bei kritischem Feedback, um keine tieferliegenden Ebenen unbeabsichtigt zu verletzen.
B) Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg – Feedback, das verbindet
Die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg bietet eine klare Struktur, um Feedback wertschätzend und verbindend zu gestalten. Sie besteht aus vier Schritten:
1. Beobachtung – Was ist konkret passiert?
→ Hier geht es darum, die Situation möglichst objektiv und ohne Bewertung zu beschreiben. Dadurch wird vermieden, dass sich das Gegenüber angegriffen oder verurteilt fühlt.
2. Gefühl – Was löst es in mir aus?
→ Indem wir unsere eigenen Gefühle mitteilen, schaffen wir Nähe und ermöglichen es dem Gegenüber, uns besser zu verstehen. Wichtig ist, echte Gefühle zu benennen – etwa „ich bin frustriert“ statt „ich fühle mich nicht ernst genommen“, da Letzteres eine versteckte Bewertung enthalten kann.
3. Bedürfnis – Welches Bedürfnis ist betroffen?
→ Hinter jedem Gefühl steht ein erfülltes oder unerfülltes Bedürfnis. Diese Ebene schafft Verbindung auf einer menschlichen, universellen Ebene – etwa das Bedürfnis nach Respekt, Klarheit oder Zugehörigkeit.
4. Bitte – Was wünsche ich mir?
→ Zum Abschluss wird eine konkrete und realisierbare Bitte geäussert. Diese sollte positiv formuliert und möglichst klar sein, zum Beispiel: „Könntest du mir beim nächsten Mal vorab Bescheid sagen, wenn du dich verspätest?“ statt „Sei nicht immer so unpünktlich!“
Die Gewaltfreie Kommunikation fördert ein respektvolles Miteinander, selbst in konfliktgeladenen Situationen. Sie lädt dazu ein, Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen und andere nicht für das eigene Erleben verantwortlich zu machen. So entstehen echte Dialoge, in denen sowohl eigene Bedürfnisse als auch die des Gegenübers Raum finden können.
Stärke der GFK im Feedback
GFK hilft somit, Vorwürfe zu vermeiden und stattdessen Eigenverantwortung zu übernehmen. Durch den Fokus auf Gefühle und Bedürfnisse wird Feedback menschlicher, ehrlicher – und trotzdem klar.
📌 Beispiel eines Feedbacks mit GFK
„Als du das Event ohne Rücksprache umdisponiert hast, war ich irritiert, weil mir Transparenz und Zusammenarbeit wichtig sind. Wärst du bereit, mich bei solchen Entscheidungen künftig einzubeziehen?“
C) Das Modell des erfüllten Lebens nach Schulz von Thun – für ein ausbalanciertes Feedback
Das 5-Felder-Modell des erfüllten Lebens von Friedemann Schulz von Thun beschreibt fünf zentrale Dimensionen, die zusammen ein ganzheitlich erfülltes Leben ermöglichen. Diese Felder – Alpha, Beta, Gamma, Delta und Omega – stehen für unterschiedliche Formen der Erfüllung:
1. Alpha – Wunscherfüllung
Erfüllung durch das Erreichen persönlicher Träume und Sehnsüchte.
2. Beta – Sinnerfüllung
Erfüllung durch das Gefühl, dank der eigenen Talente, Werte und Berufungen einen wertvollen Beitrag zum Ganzen zu leisten.
3. Gamma – Biographische Erfüllung
Erfüllung durch die eigenen Erfahrungen und die persönliche Entwicklung, welche im Laufe des Lebens gewonnen wurden.
4. Delta – Daseinserfüllung
Erfüllung durch das Leben im Hier und Jetzt sowie die Wertschätzung des Lebens an sich.
5. Omega – Selbsterfüllung
Erfüllung durch die Selbstverwirklichung und die Zusammenführung der vorherigen Felder.
Diese Felder sind somit nicht isoliert zu betrachten, sondern wirken zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Schulz von Thun versteht diese Bereiche als Bausteine eines erfüllten Lebens. Wenn einer davon dauerhaft vernachlässigt oder verletzt wird, leidet das persönliche Wohlbefinden – manchmal sogar unbemerkt. Gelingendes Leben entsteht dort, wo Balance und Resonanz zwischen diesen Lebensfeldern bestehen.
Warum ist das Modell des erfüllten Lebens für Feedback wichtig?
Das 5-Felder-Modell kann als Leitfaden dienen, um Feedback ganzheitlich und wirkungsvoll zu gestalten. Indem beim Feedback die verschiedenen Felder berücksichtigt werden, können die Tiefe und Relevanz der Kommunikation erhöht werden.
📌 Beispiel eines Feedbacks mit dem 5-Felder-Modell
Nachfolgend finden Sie für jedes Feld ein konkretes Feedback-Beispiel:
1. Alpha – Wunscherfüllung
„Ich habe bemerkt, wie viel Energie du in dieses Projekt investierst. Es ist beeindruckend zu sehen, wie du deine Vision Schritt für Schritt realisierst.“
2. Beta – Sinnerfüllung
„Dein Engagement hat nicht nur das Team vorangebracht, sondern auch einen spürbaren Unterschied für unsere Gemeinschaft gemacht.“
3. Gamma – Biografische Erfüllung
„Wenn ich zurückblicke, wie du dich in den letzten Jahren entwickelt hast, bin ich beeindruckt von deinem Wachstum und deiner Reife.“
4. Delta – Daseinserfüllung
„Ich schätze deine ruhige Präsenz im Team. Deine Gelassenheit hilft uns allen, auch in stressigen Zeiten den Überblick zu wahren.“
5. Omega – Selbsterfüllung
„Deine einzigartige Perspektive und dein authentisches Auftreten inspirieren mich und viele andere, ebenfalls unseren eigenen Weg zu gehen.“
Feedback in Anlehnung an das 5-Felder-Modell fördert eine wertschätzende und ganzheitliche Kommunikationskultur. Dadurch unterstützen Sie nicht nur die persönliche Entwicklung, sondern auch ein tieferes Verständnis und eine stärkere Verbindung zwischen den Beteiligten.
Wie werden die drei Modelle für das Feedback miteinander vereint?
Feedback kann unterstützen oder blockieren, je nachdem, welche Lebensbereiche es berührt. Wer Rückmeldung bekommt, die seine Kreativität, sein Selbstbild oder seine Beziehungen betrifft, erlebt sie oft intensiver. Feedback sollte daher ganzheitlich gedacht sein – nicht nur auf sachlichen Inhalt fokussiert, sondern auch auf Menschlichkeit. Dies gelingt besonders dann, wenn die Bausteine der hier beschriebenen Modelle bewusst gemeinsam angewendet werden. Die drei Modelle ergänzen sich hervorragend und erlauben unterschiedliche Perspektiven auf das Feedback:
Modell | Fokus | Beitrag zum Feedback |
Dilts | Tiefenstruktur des Menschen | Bewusstsein für Wirkungsebenen |
GFK | Empathische Kommunikation | Struktur für wertschätzendes Feedback |
Schulz von Thun | Ganzheit des Lebens | Sensibilität für Lebensbereiche & Balance |
Fazit: So gelingt gutes, konstruktives Feedback
Konstruktives Feedback kann und will erlernt werden! Gemäss nachfolgender Anleitung, welche die beschriebenen Modelle integriert, können Sie beispielhaft vorgehen:
> Anleitung für gelungenes Feedback <
1. Klare Absicht und bewusste Ebene
- Absicht klären: Überlegen Sie, ob Ihr Feedback dazu dienen soll, zu motivieren, zu stärken oder Lernprozesse anzustossen.
- Ebene wählen: Bestimmen Sie, ob sich Ihr Feedback auf Verhalten, Fähigkeiten oder die Identität bezieht (nach dem Modell von Robert Dilts).
2. Gewaltfreie Kommunikation (GFK) anwenden
Nutzen Sie die Struktur der Gewaltfreien Kommunikation, um Ihr Feedback klar und empathisch zu formulieren:
- Beobachtung: Beschreiben Sie möglichst konkret, was Sie wahrgenommen haben.
- Gefühl: Sagen Sie, wie Sie sich dabei gefühlt haben.
- Bedürfnis: Benennen Sie das Ihnen zugrunde liegende Bedürfnis.
- Bitte: Formulieren Sie eine konkrete Bitte oder einen Wunsch.
3. Ganzheitliche Perspektive einnehmen
Berücksichtigen Sie die verschiedenen Lebensbereiche des Gegenübers (nach Schulz von Thun):
- Sensibilität: Achten Sie darauf, ob Ihr Feedback einen sensiblen Bereich betrifft.
- Wertschätzung: Würdigen Sie den Menschen in seiner Gesamtheit.
4. Zeitlicher und räumlicher Rahmen
- Zeitnah: Geben Sie Feedback möglichst bald nach dem beobachteten Verhalten oder Ereignis.
- Passender Rahmen: Wählen Sie einen geeigneten und ungestörten Ort für das Gespräch.
5. Kommunikationsstil und Dialog
- Ich-Botschaften: Verwenden Sie Ich-Botschaften, um Ihre Wahrnehmungen und Gefühle auszudrücken, ohne zu verallgemeinern.
- Respektvoll und wertschätzend: Achten Sie auf eine positive und unterstützende Sprache.
- Dialog fördern: Laden Sie Ihr Gegenüber zum Austausch und zur gemeinsamen Reflexion ein.
Feedback kann Brücken bauen, wenn wir es richtig einsetzen. Verstehen wir Feedback so, wird es zu einem echten Entwicklungsimpuls – nicht nur für die/den Einzelne/n, sondern auch für Teams, Organisationen und Beziehungen jeder Art.
💡 Merksatz:
„Gutes Feedback spricht den Menschen an – nicht nur sein Verhalten.
Es baut Brücken, statt Mauern.“
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei, konstruktives Feedback aktiv und wirkungsvoll in Ihren Alltag zu integrieren – mit Offenheit, Klarheit und gegenseitigem Respekt.
→ Sie wünschen eine individuelle Begleitung, ein Training, einen Workshop oder einen Impulsvortrag zum Thema Feedback & Kommunikation? Gerne stehe ich Ihnen zur Seite. Kontaktieren Sie mich gerne persönlich.
Ich freue mich auf Sie!
Terry Tschumi
P.S.: Nachfolgend können Sie das Booklet zu „Feedback neu gedacht“ downloaden. Dieses darf gerne geteilt, weitergegeben oder in Trainings genutzt werden – mit Quellenangabe:

Eine gekonnte Kommunikation mit sich selbst und anderen ist für Frieden zentral − das A und O!
→ Lassen Sie sich mittels Coaching, Mediation und Training bei Ihrer Konfliktlösung unterstützen!
Eine gekonnte Kommunikation mit sich selbst und anderen ist für Frieden zentral: das A und O!
→ Lassen Sie sich mittels Coaching, Mediation und Training bei Ihrer Konfliktlösung unterstützen!
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